Ich bin gerade in einer Phase, in der ich anfange nachzuspüren, wo noch Beklemmungen sind, und wo ich auch wieder loslassen kann. Heute war wohl eine der schwierigsten Hürden. Ich war bei der Physiotherapie wegen meiner Schulter. Und die Massage hat ein Mann gemacht.
Halte ich das aus?, fragte ich mich, als ich im Sessel im Warteraum saß, der besser Warteflur geheißen hätte, denn die Praxis war klein. Vom Flur ging ein kleiner Empfangsraum ab, von dort dann das Behandlungszimmer. Voilà. Empfangen wurde ich von einem redseligen Mann, der mich herzlich begrüßte. Einen Tick überschwänglich aber freundlich. Eine Ein-Mann-Praxis hier konnte ich nicht mehr nach einer Frau fragen, die mir gerade bei meiner Therapie so wichtig war. Nie hätte ich mir vorstellen können, mich einem Mann mit diesem Thema zu öffnen.
Aber hier hatte ich keine Wahl, nur einen Termin. Ich wusste, dass ich halbnackt auf einer Liege liegen würde, und er dafür sorgen sollte, meine Schultermuskeln zu entspannen, die sich völlig verkrampft hatten, mir gerdazu den Kopf einfroren. Ich wusste, er würde mich berühren.
In meinem Kopf musste ich an diese Nacht denken, ich konnte es nicht ausblenden.
Als er anfing, über meine Muskeln zu streichen, na mehr zu drücken, fühlte ich nach, was es mit mir machte. Aber es war okay, wirklich. Ich habe mich okay damit gefühlt, nicht unsicher. Habe keine Panik geschoben. Ich würde nicht sagen, dass ich völlig loslassen konnte, aber allein keine Panik zu schieben, finde ich, ist ein Schritt nach vorn. Nach und nach schalte ich in verschiedenen Alltagssituationen die Alarmglocken aus. I like!
Schon am Freitag hatte ich eine ähnliche Situation beim Friseur. Peggy, zu der ich sonst immer gehe, war krank, und stattdessen bat mich ein Mann, auf den Stuhl vor dem Spiegel Platz zu nehmen. Mist!, dachte ich. Das Schneiden, das war es gar nicht, wovor ich mich gefürchtet habe, es war das Haare waschen.
Während er leicht meinen Kopf massierte, horchte ich in mich hinein: War das okay? Was passiert mit dir, wenn er dich berührt? Aber es war okay. Und schon das war ein gutes Gefühl.
Nach dem Physiotherapeuten heute glaube ich wirklich, ich bin auf einem guten Weg, mich wieder sicher zu fühlen.